Bin hier beim durchstöbern mal drüber gestolpert. "Anspruchsvoll" als Routenbeschreibung ist ja schon fast sarkastisch, auf jeden Fall aber euphemistisch :D Klassisches Altmühltal-Understatement mal wieder ;)
LangerHering, 2021-10-03
Dann versuche ich mich Mal an einem etwas differenzierten Kommentar zur Routenbeschreibung:dafür muss ich aber etwas weiter ausholen...
Gute Bedingungen bzw. "Conditions" wie man inzwischen sagt sind am Prunner Turm gar nicht so einfach zu bekommen. Im Sommer eigentlich immer viel zu warm und im Winter oft viel zu kalt zeigt sich die Ostseite dieses "Prunner Monuments". Zusätzlich weht dann im Winter auch oft ein kühler Wind und lässt die Würstelfinger eines jeden Kletterers noch mehr gefrieren. Und doch sieht man immer wieder Kletterer nach Prunn kommen, die zuallererst mal den "Kraftakt" ansteuern, die Tour links des Börsenfiebers. Eine solide 7+ in bestem Fels, noch dazu vom Meister Güllich persönlich erstbegangen, wirkt natürlich eine hohe Anziehungskraft auf Kletterer aus... Könnte ja ein lohnender "Warm-Up-to-Go" sein...- Beäugt man dann aber die Hakenabstände in der Route (eher weit + 1 bis 2 Keile sind fast Pflicht) sucht man sich dann doch eher eine andere Aufwärmroute (vielleicht den H. Koch-Ged. Weg oder Westwand?)
Doch jetzt Mal zur Nachbarroute, um die es ja eigentlich hier geht:
Das Börsenfieber hieß tatsächlich noch nicht immer Börsenfieber. Erstbegangen wurde die Linie nämlich mit dem Namen "Zip-Zip-Kartunk" (der Name des Erstbegehers ist mir leider entfallen ). Beim Einstieg gleich wie das "Börsenfieber" zog die Route dann nach links in den Kraftakt und zu dessen Umlenker. Der Routenname bezog sich wohl auf die Absicherung: einem wackeln den, halb aus dem Bohrloch herausragenden Bohrhaken am Einstieg, gefolgt von zwei sehr fraglich zu plazierenden Keilen. Der Name stand wohl für das Geräusch, das bei einem Sturz des Vorsteigers zu erwarten gewesen wäre.
Also eigentlich eine feine Sache find ich, dass der Hans Brunner diese Route noch einmal "überarbeitet" hat. Jetzt zieht das Börsenfieber gerade nach oben und trifft dort auf die von rechts kommende (und kürzlich sanierte) "Miniverschneidung" (7). Vom psychischen Standpunkt her gesehen ist das Börsenfieber nach wie vor ganz vorne dabei bei den Prunner Routen. Das Klippen des zweiten Hakens hat schon so manchen Aspiranten das Zittern in die Wadeln getrieben (mir auch!). Und auch die Rechtsschleife (von der auch im aktuellen Kletterführer die Rede ist) fordert den Aspiranten. Denn direkt in Falllinie der Rechtschleife kommt der Boden (bzw. der schräge Hang) bedrohlich nahe und man fürchtet im Fall des Falles wie eine Abrissbirne in den Hang zu scheppern.
Als ich diese Route geklettert bin habe ich mir eine Lösung ohne der "Rechtschleife" ausgebouldert und den Haken darüber mit 2 Bandschlingen nach unten verlängert. Ich hatte damit eine Sicherung auf der gleichen Höhe wie der bereits vorhandene Bolt, nur eben deutlich weiter links. Und ganz ohne Abrissbirnengefahr. Der Klipp am zweiten haken lässt sich mit etwas Mut schon machen und der Rest der Tour ist dann vergleichsweise harmlos.
Von den Prunner Neun-Minusen zwar schon eher eine der schwereren, aber dafür auch noch ganz ohne Speck und schwarzen Tritten.
Falls ich jetzt also jemanden für diesen Winter für die Tour motivieren konnte...viel Spaß!
(PS: gute Conditions: im Winter an einem sonnigen Tag vormittags + ein Toprope kann man sich sehr gut über die frisch sanierte Miniverschneidung einhängen;-)
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